Eine wechselvolle Geschichte hat das fast 100 Jahre alte „Museumsschiff Mannheim“ erlebt, das am Mannheimer Museumsufer zu Füßen des MVV-Hochhauses vor Anker liegt und das jetzt eine spannende Zukunft erwartet.
Vor gut 35 Jahren gelang es der „Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Rheinschiffahrtsmuseums in Mannheim e. V.“ (Förderge-sellschaft), diesen historischen Ausflugs-Raddampfer, der 1929 vom Stapel gelaufen war und damals noch auf den Namen „Mainz“ hörte, aus seinem Dornröschenschlaf zu holen. 1985 überließ die Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrts AG das Schiff der Fördergesellschaft – einer 1977 ausgegründeten „Tochter“ des Mannheimer Schiffahrtsvereins von 1894 e. V. (MSV). Im September 1985 wurde der Dampfer mit einem Schubmotorschiff auf die Werft in Speyer gebracht, grundlegend restauriert und am 17. Oktober 1986 als „Museumsschiff Mannheim“ dem Landesmuseum für Technik und Arbeit (dem heutigen TECHNOSEUM) feierlich übergeben.
Bis Ende 2018 diente das Museumsschiff am Neckarufer nahe der Kurpfalzbrücke nicht nur als Blickfang und als Restaurant mit Freiluft-Lounge an Deck, sondern war seit den 1980er Jahren Heimat der vom MSV zusammengetragenen Modell-sammlung zur Rheinschifffahrt inklusive der Modelle der Stadt Mannheim. Es gab Experimentierstationen, Maschinenraum-führungen und viele kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel die Konzertreihe „Haste Töne“. Bis zuletzt investierten die MSV-Mitglieder und Freunde viel Zeit und Mühe in die Instandhaltung des Museumsstücks – mit dem Ziel, das Schiffahrts-museum auf dem Schiff zu erhalten.
Seit Dezember 2018 war das Schiff aufgrund eines anstehenden Werftbesuchs für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Restaurant und Ausstellung sind seitdem geschlossen. Die Wellen schlugen hoch, denn die Meinungen zum Erhalt, zu dessen Kosten, einer daraufhin drohenden Verschrottung oder Abgabe des Mannheimer Museumsschiffs in die Ferne lagen diametral auseinander. Der MSV und viele andere Mannheimer Mitstreiter legen großen Wert darauf, dass das Schiff am Museumsufer bleibt – in der Nachbarschaft weiterer großer Exponate wie dem Aalschokker, dem historischen Polizeiboot aus dem Jahr 1957, dem alten Hafenkran sowie der Schiffsschraube, dem Stockanker, dem Drehritzel der alten Diffené-Brücke und dem Portal der SchimAG-Werft.
Vor allem gab es aber sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, wie teuer die Sanierung des Schiffes tatsächlich werden könnte und wie ein künftiges Konzept für den Weiterbetrieb aussehen sollte.
Nach jahrelangem zähem Ringen gibt es nun eine tragfähige Lösung. Eine große bürgerschaftliche Initiative und die Unterstützung nicht nur durch den MSV, sondern auch durch eine Mehrheit im Gemeinderat brachte alle Interessengruppen an einen Tisch mit dem Stiftungsrat des TECHNOSEUM und der Stadt Mannheim. Die damalige Fördergesellschaft mit rund 125 Mitgliedern konnte reaktiviert werden, um dem Museumsschiff zu einer guten Zukunft zu verhelfen.
Ein Arbeitskreis um Helen Heberer, Rolf Götz, Christian Kühnle, Ingeborg Lutz und Sabine Pich übernahm dafür die weiteren Vorbereitungen. Am 14. September 2020 fand im Marchivum die – in neuerer Zeit – erste Versammlung mit rund 40 Freunden, Förderern und Gästen statt. Es wurde ein Vorstand unter dem Vorsitzenden Rolf Götz gewählt. Der Mitglieds-beitrag beträgt für Privatpersonen 35 Euro im Jahr, Vereins- und Firmenmitgliedschaften kosten 50 bzw. 100 Euro pro Jahr.
Mittlerweile wurde die Fördergesellschaft in „Verein Museumsschiff Mannheim e. V.“ umbenannt; weitere Hürden wie die Liegegenehmigung am Neckarsteiger und die Verlängerung der SUK (Schiffstechnische Untersuchungskommission) konnten genommen werden. Ein umfangreiches Betriebskonzept wurde erstellt und für Kultur, Gastronomie und Vereine ein perspektivenreiches Nutzungskonzept entwickelt. Der Verein schreibt sich auch die Aufwertung des Liegeplatzes des historischen Raddampfers am „Museumsufer“ und dessen Umfeld auf die Fahnen.
Nach fast vierjährigen Verhandlungen mit dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Mannheim und dem Bund ist der Verein fast am Ziel. Anfang April 2023 unterschrieben der Vorsitzende Rolf Götz und sein Stellvertreter Christian Kühnle die Verträge mit dem TECHNOSEUM. Dessen Direktor Prof. Dr. Andreas Gundelwein und sein Stellvertreter Dr. Jens Bortloff hatten die Übernahme des Schiffs durch den Verein nach Kräften unterstützt.
Wir brauchen weitere Unterstützung – Mitglieder und Spenden
Ziel des Vereins Museumsschiff Mannheim ist es, möglichst rasch auf 100 bis 500 Mitglieder anzuwachsen, idealerweise Spender und Sponsoren zu gewinnen und bei dem großen Vorhaben die Mannheimer Bevölkerung mitzunehmen. „Nur ein breites Bündnis wird helfen, die notwendigen Schritte zu unternehmen“, erläutert der Vereinsvorsitzende Rolf Götz.
Alle sind angesprochen, dem Verein beizutreten: Privatpersonen, Firmen, andere Vereine und deren Mitglieder. Das große Bündnis aller, die sich bisher für den Erhalt des Raddampfers eingesetzt haben, soll auch durch aktive Teilhabe an der Zukunft des Museumsschiffs sichtbar werden und die gemeinsame Arbeit tragen. Der Verein, die Mitglieder und der Vorstand freuen sich über alle, die weiter mithelfen, das Museumsschiff in Mannheim wieder neu zu beleben.